Die Wirkmächtigkeit von Menschenrechtsarbeit wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in Zweifel gezogen. Kritik kommt aus der Wissenschaft, aus der Politik, aber auch von Menschenrechtsaktivist*innen selbst. Kathryn Sikkink hat sich in ihrem Buch „Evidence for Hope. Making Human Rights Work in the 21th Century“ detailliert mit deren Argumenten auseinandergesetzt und zahlreiche erfolgreiche Beispiele von Menschenrechtsarbeit analysiert. Ich möchte dieses Buch allen Menschenrechtsinteressierten wärmstens zur Lektüre empfehlen!
Kathryn Sikkink ist Professorin für Menschenrechtspolitik an der Harvard Kennedy School of Government und beschäftigt sich seit Jahren mit Menschenrechtskampagnen und weltweiten menschenrechtpolitischen Entwicklungen. Sie hat sie zahlreiche Analysen und Argumente zusammen getragen, die Erfolge und Wirksamkeit von Menschenrechten dokumentieren, und begegnet damit der oft überzogenen Kritik an der ‚ohnmächtigen‘ Menschenrechtsarbeit und der Behauptung, die Menschenrechtsbewegung habe sich überholt, denn es gäbe noch immer schwerste Menschenrechtsverletzungen.
Besonders interessant fand ich die Ausführungen zu Menschenrechtsaktivist*innen, die besonders kritisch in der Wahrnehmung eigener Erfolge sind. Ziel ihrer Arbeit ist meist die umfassende Verwirklichung von Menschenrechten. Gemessen daran erscheinen Teilerfolge entsprechend als ungenügend. Selbstredend müssen Menschenrechtsorganisationen beständig die eigenen Arbeitsweisen hinterfragen und politischen Entwicklungen anpassen, ebenso ihre Rolle als Teil einer breiten Zivilgesellschaft. Kathryn Sikkink erkennt dies an, macht aber auch deutlich, dass Menschenrechtsaktivismus nur ein – zweifellos wichtiger – Faktor von vielen ist, der letztlich zu Fortschritten beim Menschenrechtsschutz führt. Andere Faktoren sind die wirtschaftliche Entwicklung, demokratische Strukturen und die Abwesenheit von internen und internationalen Kriegen. Sie arbeitet heraus, dass es zu Erfolgen gerade dann kommt, wenn Druck von außen durch internationale nichtstaatliche Organisationen und innerstaatliche zivilgesellschaftliche Interessensgruppen aufeinander treffen und wirkungsvoll zusammenarbeiten.
„Evidence for Hope“ ist ein Fachbuch, in leicht verständlichem Englisch geschrieben und 2017 erschienen. Mir wurde beim Lesen immer wieder deutlich: Verbesserungen beim Menschenrechtsschutz brauchen vor allem Zeit sowie die Bereitschaft sich der Teilerfolge zu vergewissern, und es ist sinnvoll, sich mit den Hintergründen überzogener Kritik im Detail zu beschäftigen, deren politischen Absichten darzulegen und offen dagegen zu argumentieren.